Völklingen. Anlässlich des Deutschen Lungentags hatte das Lungenzentrum Saar der SHG-Kliniken Völklingen zu einem Informationstag eingeladen. Zwei zentrale Botschaften erwarteten die rund 100 interessierten Zuhörer im Kongresszentrum: Hör auf zu rauchen. Und geh möglichst in ein zertifiziertes Lungenzentrum, wenn eine schwerwiegende Lungenerkrankung im Raum steht.
Rauchen ist nach wie vor das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko, erklärte Prof. Dr. Harald Schäfer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Pneumologie und Leiter des Lungenzentrums Saar. Besorgniserregend sei, dass sich die Raucherquote bei jungen Menschen in den letzten Jahren nahezu verdoppelt hat. Schäfer hält den Ausbau von Unterstützungsangeboten bei der Raucherentwöhnung für dringend notwendig. 70 Prozent der Raucher wollten mit dem Rauchen aufhören, benötigten dazu aber durchschnittlich sechs Versuche. Für diejenigen Raucher, die sich bereits in der Klinik befinden, bietet das Lungenzentrum ein niederschwelliges Angebot, um „stationär mit dem Aufhören anzufangen und ambulant weiterzumachen“.
Timea Stier, Oberärztin in der Klinik für Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, stellte dazu ihr Kursangebot zur Raucherentwöhnung vor. Dabei werden verhaltenstherapeutische Maßnahmen bei Bedarf durch Medikamente unterstützt. Auch der Wechsel zwischen Aktivität, Entspannung und gutem Schlaf spielen eine wichtige Rolle. Stier gab zahlreiche Tipps für diejenigen, die allein mit dem Rauchen aufhören möchten, von einem Vertrag mit sich selbst bis hin zum Schlagen in ein Kissen: "Man schenkt sich zehn Jahre seines Lebens". Die Raucherentwöhnung in ihrem Kurs zeige beachtliche Erfolge: bis zu 50 Prozent der Teilnehmenden hörten dauerhaft auf.
Seit 2020 sind digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf dem Markt. Die Apps werden nach ärztlicher oder psychotherapeutischer Entscheidung verordnet und sollen Patienten dabei unterstützen, Krankheiten zu erkennen, zu überwachen, zu behandeln oder zu lindern. Zwei dieser Apps, die von den Krankenkassen bezahlt werden, sind laut Prof. Schäfer zum Thema Lungenerkrankungen besonders geeignet: die „Nichtraucher-Helden-App“ zur Raucherentwöhnung und die „Kaia COPD-App“.
Eine chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD) entsteht durch eine chronische Entzündung der Atemwege, beispielsweise durch Rauchen. Diese kann fortschreiten und schließlich in ein Emphysem übergehen. Bei ihrer Behandlung dürfe man die nichtmedikamentöse Therapie nicht unterschätzen, so Schäfer: „Körperliche Aktivität ist bei einer COPD überlebenswichtig.“ Diese sollte ganz individuell angepasst sein. Die Kaia-App macht dies möglich. Wie das funktioniert, erläuterte Dimitry Zalkinder von der Firma Chiesi.
Eine ganz spezielle Option in der Behandlung des Lungenemphysems stellen bronchoskopische und chirurgische Verfahren dar, über die Prof. Schäfer und der Thoraxchirurg Dr. Bougioukas referierten. Hier komme es auf die richtige Patientenauswahl und die Erfahrung des Teams an, wie sie im Lungenzentrum seit zehn Jahren praktiziert wird.
Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen. Da er oft erst spät erkannt werde, sei ein Screening sinnvoll, so Prof. Schäfer. Gemeinsam mit Dr. Klaus Urbschat, Sektionsleiter der Thoraxchirurgie, hofft er auf den Beginn des Screenings im kommenden Jahr. Aktuelle Studien zeigten, wie wichtig es ist, dass Lungenkrebserkrankungen in einem spezialisierten und zertifizierten Zentrum behandelt werden. „Damit lassen sich viele Lebensjahre retten“, so Urbschat.
Je nach Art und Ausdehnung der Erkrankung müssen immer wieder individuelle Therapieentscheidungen getroffen werden. Dies funktioniert am besten, wenn sich Spezialisten verschiedener Berufsgruppen in Tumorkonferenzen austauschten,
unterstreichen Schäfer und Urbschat: „Gerade beim Lungenkrebs kommen ständig neue Behandlungsmöglichkeiten, die ein einzelner Behandler gar nicht mehr überblicken kann. Da müssen die Spezialisten zusammenarbeiten. Wir sehen leider immer wieder, dass Patienten, die nicht an einem spezialisierten Krebszentrum behandelt werden, diese Chancen nicht haben“.
Wie sieht die Zukunft aus? Das Lungenkrebs-Screening steht vor der Tür. Es gebe technische Weiterentwicklungen in der Diagnostik sowie weitere vielversprechende und komplexe Therapieansätze. Die Behandlungsphase vor und nach der OP werde optimiert, unter anderem durch Atmungstherapie und Ernährung. Hierzu informierten Tatjana Urbschat und Isabell Götz.
Foto: SHG/Harald Kiefer