Völklingen. In derart große Fußstapfen wie die seines Vorgängers zu treten sei nicht einfach, sagte Dr. Fernando Gatto, neuer Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie in den SHG-Kliniken Völklingen. Er werde jedoch alles daransetzen, das Werk seines Vorgängers Sanitätstrat Dr. Cem Özbek erfolgreich weiterzuführen, versprach der 48-jährige gebürtige Völklinger bei der feierlichen Staffelübergabe im voll besetzten Kongresszentrum.
Unter den zahlreichen Gästen waren auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung und Professor Josef Hecken, einer der Vorgänger Jungs und heute Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, höchstes Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Sie alle waren gekommen, um mit Dr. Cem Özbek einen hochverdienten Mediziner und Pionier der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung in den Ruhestand zu verabschieden. Vielleicht auch, um ihn an der ein oder anderen Stelle ehrenamtlich zum Weitermachen zu bewegen, insbesondere bei Özbeks Herzensanliegen: der
Schaffung eines gemeinsamen Gesundheitskorridors für die Menschen entlang der deutsch-französischen Grenze.
Entsprechend zahlreich die Dankensworte für den scheidenden Chefarzt und die guten Wünsche für den Neuen an der Spitze einer der zehn größten Kardiologien in Deutschland. „Sie haben ganz vielen Menschen geholfen und überaus engagiert daran mitgewirkt, Grenzen zu überwinden“, würdigte Ministerpräsidentin Rehlinger die berufliche und gesellschaftliche Lebensleistung Özbeks, vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz und von der Landeregierung mit dem Ehrentitel des Sanitätsrats ausgezeichnet. „Wir hoffen weiterhin auf ihre Erfahrung und Expertise zählen zu können“. Nachfolger Gatto wünschte Rehlinger „alles Gute und den Mut, auch eigene Akzente zu setzen“.
Sehr viel Mut habe dazu gehört, sich vor über 30 Jahren für die Spezialisierung in Richtung Kardiologie zu entscheiden, erinnerte Prof. Hecken an die Gründerzeit unter dem damaligen Geschäftsführer und späteren SHG-Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Quirin. Der anhaltende Erfolg habe allen Recht gegeben und sei „eigentlich eine Blaupause dafür, wie man erfolgreich Strukturveränderung macht“. In der Nachfolge des ersten Völklinger Kardiologen Prof. Dr. Günter Hennersdorf habe Özbek die Klinik 26 Jahre lang geprägt und eine Kultur des Miteinander etabliert, so dass er seinen eigenen Nachfolger aus den Reihen seiner Klinikärzte schöpfen konnte. Die Medizinische Klinik I beschäftigt heute 75 Ärzte und 200 Pflegekräfte. Jährlich werden rund 9000 Patienten stationär und 17000 Patienten ambulant behandelt.
Er gehe mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge, bekannte Özbek. Lachend, weil es Spaß gemacht habe, die Klinik zusammen mit seinem Team auf die jetzige Größe aufzubauen, Patienten zu behandeln, ihr Leid zu verkleinern, teilweise auch ihr Leben zu retten, und weil es Spaß gemacht habe, über 200 junge Kollegen aus- und weitregebildet zu haben. „Das alles und einiges mehr geht jetzt nicht mehr. Das ist das weinende Auge“.
Gatto will die Arbeit Özbeks fortführen und neue Impulse setzen: „Meine Vision ist es, weiterhin eine führende Rolle in der kardiologischen Versorgung im Südwesten einzunehmen und eine exzellente Patientenversorgung auf höchstem Niveau zu gewährleisten“. Hierzu gehöre auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Rahmen des Herzzentrums Saar sowie die Fortführung der Kooperation mit den Kollegen in Frankreich. Als besondere Herausforderungen nannte der Chefarzt die bevorstehende Ambulantisierung und Digitalisierung medizinischer Dienstleistungen.
SHG-Geschäftsführer Bernd Mege konnte unter den mehr als 300 Gästen auch den Leiter der Staatskanzlei, Staatssekretär David Lindemann, Oberbürgermeisterin Christiane Blatt, den Bürgermeister von Sarreguemines, Marc Zingraff, und weitere führende Vertreter aus Medizin, Politik und Verwaltung begrüßen. Er bedankte sich ausdrücklich bei Özbek für die geleistete Arbeit und sagte Gatto seine Unterstützung zu: „Gemeinsam werden wir die Herausforderungen der Zukunft schaffen“.
Fotos: SHG/Harald Kiefer