Merzig. Über Vorhofflimmern und was dagegen getan werden kann sprach Dr. Franz-Theo Nohr, Kardiologe und neuer Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Merzig, bei einem gut besuchten Vortrag in der CEB Akademie. Rund
1,8 Millionen Deutsche seien von der Volkskrankheit betroffen, und je älter die Menschen werden, desto häufiger trete das Vorhofflimmern auf, sagt Nohr.
Weil aber ein Vorhofflimmern oft unerkannt verläuft, sei es eine heimtückische Erkrankung mit zum Teil schwerwiegenden Folgen, wie Schlaganfall oder dauerhafter Herzschwäche, weiß der Kardiologe. Normalerweise sorgt der Sinusknoten im Herzen für eine gleichmäßige Erregung und damit für einen gleichmäßigen Rhythmus. Beim Vorhofflimmern fällt dieser Sinusknoten jedoch aus und das Herz wird chaotisch aus vielen kleinen Zentren erregt. Dabei können die Vorhöfe bis zu 400 Schläge in der Minute erreichen.
Vorhofflimmern erkennt man an Herzstolpern, einem Herzschlag, der bis zum Hals geht, oder an Druckgefühl im Brustkorb, an Angst, Atemnot, Schweißausbrüchen und Schwindel. „Wenn sie eines dieser Symptome verspüren, suchen Sie einen Arzt auf. Vor allem wenn sie ein Druckgefühl in der Brust haben: Warten Sie nicht, rufen Sie den Notarzt!“ so Nohr.
Die Diagnose Vorhofflimmern wird mit Hilfe des EKG gestellt. Das Tückische sei, dass ein Vorhofflimmern oft nur vorübergehend oder in der Nacht auftrete und unbemerkt bleibe. Nohr mahnt: „Wenn Symptome auftreten, die man nicht kennt, ist das eine Notfallsituation, bei der man sofort reagieren muss.“
Vorhofflimmern kann zur Bildung von Gerinnseln im Herzen führen und birgt damit die Gefahr von Embolien, insbesondere Schlaganfällen. Neben dem altbewährten Blutverdünner Marcumar stehen seit mehr als 10 Jahren mit den Neuen Oralen Antikoagulatien (NOAK´s) moderne, nebenwirkungsärmere Präparate zur Verfügung, die Embolien effektiv verhindern.
Durch eine elektrische Kardioversion kann häufig das elektrische Chaos in den Herzvorhöfen unterbrochen und ein Wiedereintreten eines regelmäßigen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) erreicht werden. Dabei wird unter einer Kurznarkose ein Stromimpuls durch den Herzmuskel geleitet.
Zum längerfristigen Erhalt eines Sinusrhythmus kommen spezielle Medikamente (Antiarrythmika) zum Einsatz oder im Rahmen einer Katheterablation werden Bereiche des Herzens mittels Hochfrequenzstroms oder Kälte verödet und damit die störenden elektrischen Reize ausgeschaltet. Die Ablation gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung, wobei für jeden Patienten eine individuelle Entscheidung in Absprache mit dem behandelnden Kardiologen getroffen werden sollte, da Begleiterkrankungen, persönliche Lebensumstände und der Patientenwille im Sinne einer Risiko-Nutzen-Beurteilung zu berücksichtigen sind.
Wichtig, so Nohr, sei es vor allem die Ursachen zu behandeln. Diese sind zu hoher Blutdruck, Übergewicht, koronare Herzkrankheit, Erkrankungen der Herzklappen, Herzinsuffizienz, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, COPD, Schlafapnoe und Nierenerkrankungen. Und direkte Auslöser meiden: Übermäßiger Alkoholgenuss, Schlafmangel, große Mengen Koffein und Nikotin.
Und man kann vorbeugen, betont Nohr. Durch viel Bewegung, etwa drei- bis fünfmal in der Woche 30 Minuten, eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Stressabbau. Natürlich gab es viele Fragen aus dem Kreis der rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer, die der Chefarzt auch ausführlich beantwortete.