Merzig. Seit 30 Jahren ist Yasmin Ali-Chirinpour am SHG-Klinikum Merzig als freie Hebamme tätig. Rund 5600 Kindern hat sie in dieser Zeit ans Licht der Welt verholfen. Inzwischen sogar generationenübergreifend: Kürzlich hat Yasmin eine junge Frau von einem Mädchen entbunden, bei der sie vor Jahren selbst Geburtshilfe geleistet hatte.
Yasmin Ali-Chirinpour ist auch nach so langer Zeit immer noch begeistert von ihrem Beruf. „Ein Neugeborenes im Arm zu halten, das Wunder des Lebens zu spüren und die Eltern strahlen zu sehen, das ist das Schönste, was es gibt,“ schwärmt sie. Und übers Klinikum sagt sie: „Ich würde nirgendwo anders arbeiten wollen als hier. Wir pflegen hier gemeinsam eine Geburtshilfe, bei der die Familie im Mittelpunkt steht und wir jeder Frau die Geburt ermöglichen, die sie sich wünscht.“
„Als freiberufliche Hebammen schlagen wir eine Brücke zwischen Patientinnen und den Ärzten“, berichtet Yasmin weiter. „So begleiten wir die die Frauen vom Beginn ihrer Schwangerschaft an und kennen ihre medizinische Vorgeschichte. Das gebe den Frauen und ihren Ärzten mehr Sicherheit. „Unsere Aufgabe ist es auch, den Frauen die Angst zu nehmen“, fährt sie fort und weiß: „Jede Geburt ist anders, weil jede Frau anders ist.“
„Hebammen und insbesondere freiberufliche Hebammen sind unglaublich wichtig“, sagt Gabriele Kirch-Thinnes, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Die Hebamme begleitet ihre Frauen vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Abstillen. Sie betreuen die Mütter vor und nach der Geburt in ihrer eigenen Praxis und kommen zur Entbindung hier zu uns auf die Geburtsstation.“ Ein System, das für werdende Mütter ideal sei. „Denn das bedeutet zum einen für die Frauen, dass sie von jemandem entbunden werden, den sie kennen und zu dem sie Vertrauen haben. Zum anderen gibt es uns aber auch die Sicherheit, dass eventuelle Nebenerkrankungen der Mutter bekannt sind.“ Und, so die Chefärztin: „Die Hebamme ist eine unheimlich wichtige Person während des Geburtsprozesses und auch ein seelischer Anker für die Frauen.“
Zwölf freiberufliche Hebammen sind an der Merziger Geburtsklinik unter Vertrag und begleiten Mütter zu den Entbindungen. Falls ein Baby es einmal besonders eilig hat: Eine der Hebammen ist rund um die Uhr immer im Kreißsaal präsent.
Was hat sich in den 30 Jahren ihrer Hebammentätigkeit geändert? Yasmin: „Die Frauen sind im Durchschnitt älter geworden. Heutzutage bekommen zum Teil Enddreißigerinnen ihr erstes Kind. Dafür sind die Familien kleiner geworden und oft sind die jungen Mütter allein und haben keinen, an den sie sich wenden können. Gerade beim ersten Kind ist die Rundumbetreuung in der Klinik und später zu Hause wichtig und sinnvoll“.
Was sie sich wünschen würde: „Dass freie Hebammen mehr Unterstützung durch die Politik erfahren. Manchmal scheint mir, dass freie Hebammen politisch nicht gewollt werden. Es muss sich unter anderem dringend etwas an der Gebührenordnung für die Hebammen ändern, um den Beruf zu stärken und auch für junge Frauen attraktiv zu machen.“ Denn bereits jetzt hätten die freien Hebammen Nachwuchsprobleme.
Foto: SHG/Harald Kiefer