Saarbrücken. Staffelübergabe im Zentrum für psychotherapeutische Rehabilitation, Klinik Tiefental, der Saarland-Heilstätten GmbH: Dr. Roland Gib tritt zum 1. April die Nachfolge von Chefärztin Dr. Christa Balzer an. Die Fachärztin für Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie steht seit 40 Jahren in Diensten der SHG und hatte 2013 die Leitung der Fachklinik Tiefental mit ihren teilstationären Einrichtungen übernommen. „Frau Dr. Balzer hat durch ihren großen Einsatz die Entwicklung der Klinik Tiefental entscheidend mitgeprägt“, würdigte der Verwaltungsdirektor der SHG-Reha-Einrichtungen, Martin Stoiber, die Verdienste der Suchtmedizinerin bei ihrer feierlichen Verabschiedung.
„Heute ist ein sehr emotionaler Tag für mich“, bekannte Balzer in ihrem Rückblick. Als sie 1995 Oberärztin in der Klinik Tiefental wurde, sei die Arbeit noch eine ganz andere gewesen, für die Patienten viel restriktiver. „Damals war ein Sucht-Rückfall noch ein Grund für sofortige Entlassung aus der Therapie. Heute ist er als Teil der Erkrankung anerkannt“. Inzwischen seien die Rehabilitanden deutlich jünger, viele kämen auch mit erheblichen Begleiterkrankungen und sozialem Betreuungsbedarf. Bei allem zeitlichen Druck und den gewachsenen Anforderungen der letzten Jahre: „Es war eine gute Zeit. Ich habe keine Minute bereut“. Sie habe bei der SHG immer gute Arbeitsbedingungen vorgefunden, betonte Balzer, die sich ausdrücklich auch bei Kollegen und Mitarbeitern bedankte.
Den wohl einschneidendsten Moment erlebte die Klinik Tiefental 2020, als sie wegen der Corona-Pandemie vorübergehend schließen musste. „In dieser schwierigen Zeit und während der nach mehreren Monaten erfolgten Wiedereröffnung haben sie mit medizinischem Sachverstand, aber auch mit viel gesundem Menschenverstand und Pragmatismus agiert, um den Rehabilitanden eine gute Therapie trotz schwieriger Rahmenbedingungen zu ermöglichen“, so Reha-Direktor Stoiber in seiner Laudatio. Für Balzer gab es am Ende Standing Ovation und zwei wehmütige Abschiedslieder des Mitarbeiter-Chors.
Die Ernennung von Dr. Roland Gib zum neuen Chefarzt bedeutet einen nahtlosen Übergang. Der 43-jährige gebürtige Homburger, der heute mit seiner Familie in St. Ingbert lebt, ist schon seit 2017 in der Klinik Tiefental tätig, zuletzt als Oberarzt und Ärztlicher Leiter des SHG-Zentrums für Abhängigkeitsprobleme. Gib hatte nach Abitur und Zivildienst in Saarbrücken Medizin in Leipzig und Homburg studiert.
Auf dem Sonnenberg ist es Tradition, dass die „Neuen“ jeweils einen Vortrag aus ihrem Fachgebiet halten. Aktueller hätte das Thema nicht sein können, und so sprach Gib über „Cannabislegalisierung und die unterschätze Gefahr synthetischer Cannabinoide“. Dabei sprach er sich deutlich gegen die Legalisierung von Cannabis in der vorgesehenen Form aus, da zu wenig für die Prävention und den Schutz vulnerabler Gruppen erfolge. Zudem werde seiner Ansicht nach der Straßenverkauf zunehmen, vermutlich auch der von billig herzustellenden, je nach Dosierung hoch gefährlichen synthetischen Cannabinoiden.
Die Freigabe von Cannabis für Menschen ab 18 hält Gib für problematisch, da der Abschluss der Hirnreife erst mit etwa 25 Jahren erfolge. Bis dahin sei das Gehirn ganz besonders verletzlich für schädliche Folgen des Cannabiskonsums.
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Gruppenfoto: SHG/Fred Eric Schmitt
Portraits: Tom Gundelwein