Saarbrücken. Mit einer herzlichen Umarmung begrüßt Neslihan Colak ihre Betreuerin Claudia Thiel in den SHG-Kliniken Sonnenberg in Saarbrücken. Man kennt und schätzt sich. Im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) arbeitet die 25-jährige Türkin seit Mitte Oktober in der Gerontopsychiatrie. Auf der Station werden vor allem ältere Menschen mit Depressionen behandelt. Claudia Thiel kommt vom Zentrum für Freiwilligendienste der SHG. Das Team dort hat die ESK-Maßnahme organisiert und kümmert sich um die jungen Leute, die ein Jahr lang bei dem größten saarländischen Krankenhausträger arbeiten. Regelmäßig werden die Schützlinge vor Ort besucht.
Neslihan Colak ist ins Ausland gegangen, um eine neue Sprache zu lernen. Zunächst jobbte sie in München als Au-pair. In der türkischen Familie wurde allerdings kein Deutsch gesprochen. Seit die junge Frau in Saarbrücken arbeitet, hat sie ihre Sprachkenntnisse stark verbessert. Mittlerweile unterhält sie sich fließend mit den deutschen Kollegen. "Es macht Spaß, alle sind nett", versichert Colak. Ihre Chefin Ramona Oliveras gibt das Lob zurück. "Sie ist immer sehr freundlich", betont die Stationsleiterin.
Die türkische Helferin unterstützt die Kranken bei der Körperpflege, begleitet sie zu Untersuchungen, bereitet das Frühstück vor, misst den Blutdruck. Und sie sorgt für ein schönes Ambiente: Vor Weihnachten hat sie den Speisesaal und den Gruppenraum liebevoll geschmückt. Mittwochs und samstags besucht Colak einen Sprachkurs, dann wird sie in der Klinik vermisst. Ihre herzliche und offene Art kommt bei den Kranken gut an. Eine Dame hat ihr selbst gestrickte Strümpfe geschenkt. Die junge Frau erlebt aber auch traurige Momente. Ein Patient ist gestorben. Und manchmal muss sie hilflos zusehen, wenn jemand weint.
Außerhalb des Krankenhauses hat sich Neslihan Colak ebenfalls gut eingelebt. Mit einer Kamerunerin und einem jungen Mann aus Tadschikistan bildet sie eine WG. Die Mitbewohner manchen ebenfalls einen Freiwilligendienst bei der SHG. "Es läuft sehr gut", stellt Claudia Thiel mit Blick auf ihren Schützling fest. Das Team des Zentrums für Freiwilligendienste hat immer ein offenes Ohr für die jungen Leute. Woher bekomme ich einen Backofen für die Wohnung? Was tun, wenn die Busfahrer streiken? Worauf muss man bei einer Bewerbung achten? Die Helfer stehen mit Rat und Tat zur Seite. Colak ist froh für die professionelle Unterstützung. "Ich fühle mich nicht alleine", versichert sie.
Die junge Frau hat bereits in der Türkei einen Beruf erlernt, sie ist Krankenschwester. Nach dem Freiwilligendienst will sie sich weiter qualifizieren, damit ihr Abschluss in Deutschland anerkannt wird. Vielleicht kehrt sie eines Tages als Krankenschwester auf den Sonnenberg zurück. "Das wäre schön", sagt Stationsleiterin Oliveras. Sie würde die neue Mitarbeiterin mit offenen Armen empfangen.
Info:
Das Europäische Solidaritätskorps bei der SHG
Beim Europäischen Solidaritätskorps (ESK) handelt es sich um das Nachfolgemodell des Europäischen Freiwilligendienstes. Das von der Europäischen Union aufgelegte Programm bietet jungen Menschen aus Mitglieds- und Partnerstaaten die Möglichkeit, sich für ein soziales Europa zu engagieren - etwa in Freiwilligendiensten. Angesprochen sind 18- bis 30-Jährige.
Die SHG wurde als Aufnahmeorganisation zertifiziert. Hier stehen aktuell 12 Plätze zur Verfügung, die Dienstzeit beträgt ein Jahr. Die Teilnehmer kommen zum Beispiel aus Russland, Tunesien oder der Türkei. Sie erhalten finanzielle Unterstützung, unter anderem gibt es ein Taschengeld und ein Verpflegungsgeld. Außerdem wird ein kostenloser Sprachkurs angeboten. Die SHG soll auch Entsendeorganisation werden. Mit ihrer Hilfe können sich dann junge Deutsche im Ausland bewerben. Erste Kontakte im Saar-Lor-Lux-Raum mit Partnerorganisationen sind schon geknüpft.
Kontakt:
Zentrum für Freiwilligendienste der SHG
Großherzog-Friedrich-Straße 11
D-66111 Saarbrücken
Telefon +49(0)681/38912-32
www.shg-kliniken.de/index.php?id=6935
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Neslihan Colak hilft ein Jahr lang Patienten in der Gerontopsychiatrie