Merzig. Das Klinikum Merzig geht mit vorsichtigem Optimismus ins neue Jahr. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause gab es erstmals wieder einen Neujahrsempfang – mit viel Freude darüber, dass man sich endlich wieder ohne Maske ins Gesicht schauen konnte. In den Ansprachen dann einiges an Nachdenklichem darüber, was diese Zeit materiell und immateriell gekostet hat, aber auch großen Stolz, die schwierige Phase gemeinsam mit den Beschäftigten erfolgreich bewältigt zu haben. Dank schließlich auch an die Entscheider aus Politik und Wirtschaft im Landkreis für die notwendige Hilfe während der Ausnahmezeit, deren Folgen lange noch nicht ausgestanden sind.
Vieles werde jetzt darauf ankommen, wie sich die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach ins Spiel gebrachten Reformvorschläge auf die Kliniken auswirkten, so SHG-Geschäftsführer Bernd Mege. Was letztlich umgesetzt werde, damit der große Wurf einer nachhaltigen Reform gelinge, sei allerdings noch offen. Lauterbach sei gut beraten, die Fachwelt in die weitere Ausgestaltung der Reform eng einzubinden.
„Drei Jahre Pandemie haben uns extrem zugesetzt“, erklärte Mege vor den Gästen im gut gefüllten Casino des Klinikums. „Dass es uns noch gibt, ist vier Faktoren zu verdanken: unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dem Klinikum auch in wirtschaftlich angespannter Zeit die Treue halten, eine hoch motivierte Klinikleitung, die die Ausrichtung des Hauses in eine sichere Zukunft bringt, ein starker Konzern, der das Klinikum finanziell und strukturell unterstützt, und Landkreis und Stadt, die ebenfalls helfen“. Dafür sei besonders auch dem SHG-Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Gillo, Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld zu danken.
Verwaltungsdirektor Michael Zimmer wies auf die wieder gestiegene Nachfrage nach den medizinischen Dienstleistungen des Klinikums hin, was dessen Bedeutung für den Landkreis und darüber hinaus unterstreiche. Die Zentrale Notaufnahme habe im letzten Jahr unter den angefahrenen Kliniken im Saarland teilweise Platz 3 belegt. Auch die einzelnen Abteilungen einschließlich der Gynäkologie und Geburtshilfe zeigten seit September 2022 wieder Aufwärtstrend. Und im ärztlichen Bereich sei es gelungen, mitten im Generationenwechsel wichtige Chefarztpositionen hervorragend nachzubesetzen. „Wir leisten unseren aktiven Beitrag zur Versorgung der Menschen im Landkreis seit nunmehr 25 Jahren hier am Standort Triererstraße“, so Zimmer. Das Jubiläum soll im Spätsommer öffentlich gefeiert werden.
Positives konnte auch Pflegedirektor Sascha Krames vermelden: Im Pflege- und Funktionsdienst waren im vergangenen Jahr 418 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, sieben mehr als im Jahr davor. Praktischer Einsatzort ist das Klinikum jetzt auch für die zweijährige Ausbildung zur Pflegeassistenz. Und bei der Hochschul-Qualifikation von Pflegepersonen gibt es eine Kooperation mit der Uni Trier.
Mucksmäuschenstille bei der Ansprache des Ärztlichen Direktors Prof. Dr. Matthias Strittmatter, der der deutschen Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte ein Armutszeugnis ausstellte und ein grundlegendes Umsteuern verlangte. Denn: „Ob Reinigungskraft, Kraft in der Verwaltung, Pflegekraft oder Arzt: Wir alle bluten aus für ein System, das einer monetären Messung Tribut zollen möchte, abgesegnet von einer Politik, die am runden Tisch kapitalistische und mutlose Entscheidungen fällt und dabei uns, Sie, sich selbst, eigene Eltern und jede Form eines schwächeren Ichs vergisst“.
Die Coronapandemie habe schonungslos die Schwächen im Gesundheitssystem offengelegt, aber auch Hoffnung gemacht, dass vieles besser werden kann, wenn man den Krankenhäusern und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder mehr Selbstbestimmung belässt. Die Pandemie sei „wie ein Tornado über eine schon waidwunde und ausgehöhlte Krankenhauswelt gekommen“, so Strittmatter weiter. “In dieser bislang einmaligen, angespannten und auch angstbesetzen Situation habe ich unsere Klinik wie einen selbstständigen, eben nicht fremdgesteuerten Organismus erlebt, der aus sich heraus nach zügigen, klugen Lösungen gesucht hat und diese mit erstaunlicher Geschwindigkeit umgesetzt hat. Ein Stück auf uns allein gestellt habe ich unter allen einen Chorgeist erlebt, der einmalig war. Die Bereitschaft, sich mit Vorschlägen, Handgriffen und auch persönlichen Opfern einzubringen war überwältigend. Es waren Monate der gelebten Solidarität über die Grenzen von Berufsgruppen hinweg, in der Sache und im Ziel vereint. Daher: Geben wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verantwortlichkeit statt Vorgaben, ernsthafte Gestaltungsmöglichkeiten statt Benchmarks und schenken wir ihnen das Vertrauen, das sie dafür brauchen“.
Foto: SHG/Harald Kiefer