Merzig. „Das ist schön geheilt!“ Die 83-jährige Bewohnerin strahlt Wundexperten Martin Hoffmann an. Eine Wunde am Arm hat sie sich bei einem Stoß zugezogen, eine weitere war „nur ein Kratzer“. Heute weiß sie allerdings, dass es für sie nicht gut ist, über diesen Kratzer nur ein Heftpflaster zu kleben. Entfernt man diese, können sich bei Menschen mit Pergamenthaut weitere Hautstellen ablösen, was nochmals ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich bringt.
Gut, dass Martin Hoffmann sich der Wunden angenommen hat. Der zertifizierte Wundexperte kümmert sich seit Jahresbeginn um die Bewohner im Seniorenzentrum von Fellenberg-Stift in Merzig. Etwa jeder zehnte benötigt seine Hilfe, berichtet Hoffmann. Das Hauptaugenmerk in der Pflege liegt zwar in der Prävention, also Wunden gar nicht erst entstehen zu lassen, aber Hoffmann versorgt zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen in der Pflege auf ärztliche Anordnung auch akute sowie postoperative und chronische Wunden. „Gefährdet sind vor allem Menschen mit sogenannter Pergamenthaut“, weiß Hoffmann, „bei ihnen kann die Haut bei der geringsten mechanischen Belastung aufreißen.“
Ein Großteil „seiner Patienten“ sind Gäste in der Kurzzeitpflege, oft Menschen, die sich nach einer Operation zu Hause nicht selbst versorgen können. Bereits 2015 ließ sich der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger Hoffmann zum zertifizierten Wundexperten ausbilden, 2017 zum Praxisanleiter. 2019 wurde er Pflegeberater für Unterdrucktherapie (NPWT), 2020 folgte die Rezertifizierung als Wundexperte.
Besonders die Unterdrucktherapie liegt ihm an Herzen. Sie kommt meist bei großen oder sehr schlecht heilenden und stark infektionsgefährdeten Wunden zum Einsatz. Dabei wird durch Unterdruck das granulationsfähige Gewebe nach oben gezogen, was zu einem merklich schnelleren Abheilen führt. „Das Verfahren zeigt enorm gute Erfolge in kurzer Zeit“, sagt Hoffmann. Es sei jedoch schwierig, eine Verordnung für diese Art der Therapieanwendung zu bekommen, da seit 2020 die Hausärzte bis zur jeweiligen Genehmigung durch die Kasse in Vorlage treten müssten.
Ein unverzichtbares Werkzeug ist für Hoffmann das „Moleculight“ geworden - ein handlicher Wund- und Keimscanner, mit dem Bakterien schnell und sicher erkannt und Wunden auch unter einem Verband vermessen werden können. Das ist bei der Entscheidung über Abstriche für bakteriologische Untersuchungen und antibiotische Therapien sehr hilfreich.
Hinzu kommt: Die erfolgversprechendste Wundbehandlung - von der Reinigung bis hin zur Wahl des Verbandes - kann wesentlich schneller ermittelt werden. Weniger Verbandswechsel bedeuten nicht nur höheren Patientenkomfort und reduziertes Infektionsrisiko, sondern auch Kosteneffizienz und vor allem zeitliche Entlastung der Pflege. Denn: „Es gibt Wunden, bei denen man eine Stunde und mehr für einen Verbandswechsel braucht“, erklärt Hoffmann.
Heimleiter Ronald Herrmann freut sich über den Zugewinn, den sein Haus durch den Einsatz des Wundexperten zur Entlastung der Pflegekräfte hat. Seit Einführung des Wundmanagements zu Jahresbeginn zeigten sich erste Früchte. „Pflegemitarbeiter, Bewohner und Angehörige haben in Sachen Wundversorgung neben den Hausärzten einen weiteren kompetenten Ansprechpartner, was auch die medizinisch-pflegerische Qualität wesentlich erhöht“, sagt Herrmann. Und wenn die Fachkräfte in Kooperation mit Hoffmann die Bewohner fachlich so gut versorgten, profitiere davon auch der Pflegenachwuchs, den Hoffmann auch in seiner Funktion als Praxisanleiter begleitet.