Völklingen. „Herz im Focus“, die Fortbildungsveranstaltung des HerzZentrums Saar der SHG-Kliniken Völklingen, erlebte ihre zwanzigste Auflage. Und sah zugleich eine Premiere: Zum ersten Mal gab es die erfolgreiche Veranstaltung virtuell. Insgesamt rund 300 Klinikärzte, niedergelassene Kardiologen und Hausärzte sowie zahlreiche Pflegekräfte im zweiten Teil der Veranstaltung verfolgten das vom Kongresszentrum ins Internet übertragene Ereignis am Bildschirm. Das Interesse galt in diesem Jahr besonders den Erfahrungen mit der Behandlung von Covid-19-Patienten.
Zu den Schwerpunkten der Fortbildung gehören auch immer die Neuheiten im Bereich der Kardiologie und der Herzchirurgie. So stellten die Spezialisten des Herzzentrums eine neue minimalinvasive Technik vor, mit der ein Aneurysma, eine Aussackung des Herzens, abgetragen werden kann. Auch ein neuer Herzschrittmacher wurde präsentiert: „HiS-Bündel-Pacing“ stimuliert das herzeigene Reizleitungssystem, so dass ein natürlicher Herzschlag ausgelöst wird.
Diabetes ist eine Erkrankung, die sich oft schwerwiegend auf die Herzgesundheit auswirkt. Deshalb wird das Herzzentrum mit Beginn des neuen Jahres durch einen Diabetologen verstärkt. Privatdozent Matthias Frank erläuterte vor der Kamera, wie Diabetes und Herzerkrankungen zusammenhängen können.
Natürlich ging es auch um die Covid-Pandemie und ihre Folgen. „Covid-19 ist weit mehr als nur eine Lungenerkrankung, es ist eine Erkrankung des ganzen Körpers“, erklärte Dr. Cem Özbek, Chefarzt der Kardiologischen Klinik. Covid schädige das Innere der Gefäße. Bereits in der ersten Welle der Pandemie haben die Völklinger Kardiologen festgestellt, dass die Lungenembolie eine weitverbreitete Komplikation der Covid-Infektion ist. Özbek schätzt gar, dass weltweit bis zu 33 Prozent aller Todesfälle durch Covid-19 auf Lungenembolien zurückzuführen sind. In Völklingen werden Covid-Patienten, sofern keine Gegenanzeigen vorhanden sind, automatisch mit Heparin behandelt. Das Medikament verhindert, dass das Blut im Körper gerinnt. Auch bei Patienten, die lediglich ambulant behandelt werden, empfiehlt Özbek eine Gerinnungshemmung, um die Komplikation einer Lungenembolie zu vermeiden.
Eine weitere Folge der Pandemie macht Kardiologen wie Herzchirurgen Sorgen: Dass nämlich viele Patienten sich derzeit scheuen, den Notarzt zu rufen, wenn sie den Verdacht auf einen Herzinfarkt haben oder bei Angina-Pectoris-Beschwerden den Arzt aufzusuchen. In diesem Jahr gab es ein Drittel weniger Infarkt-Patienten in den Krankenhäusern und 42 Prozent weniger Patienten, die aufgrund einer Angina Pectoris behandelt wurden. Mit zum Teil schwerwiegenden Folgen, über die Peter Greilach, geschäftsführender Oberarzt der Herz- und Thoraxchirurgie, berichtete. Chefarzt Professor Dr. Ralf Seipelt mahnte: „Das Risiko eines Arzt- oder Krankenhausbesuchs steht in keiner Relation zu dem Risiko, das dann besteht, wenn man untätig bleibt. Wir haben in der letzten Zeit schwerwiegende Komplikationen von Herzinfarkten operiert, die nicht hätten sein müssen“.
Während der Vormittag den Informationen für Ärzte gewidmet war, ging es am Nachmittag um Wissenswertes für die Pflege und medizinisches Assistenzpersonal. Im Mittelpunkt dabei standen der „Nierenwächter „Renalguard““, seltene kardiale Erkrankungen, ein Blick in die Geschichte der kardiologischen Gefäßeingriffe sowie die Labordiagnostik des Herzens.