Merzig. „Bringen Sie Ihre Schmerzen mit“, hatte Prof. Dr. Matthias Strittmatter vorab den Besuchern der Informationsveranstaltung über die multimodale Behandlung chronischer Schmerzen bei der CEB Akademie empfohlen. Schließlich war der Vortragssaal mit rund 40 Zuhörern voll besetzt. „Das zeigt uns, wie dringend dieses Thema ist“, sah sich der Chefarzt der Neurologie am Klinikum Merzig bestätigt. Weil bei der „Multimodalen Schmerztherapie“ die Schmerzen der Patienten gleichzeitig von Spezialisten verschiedener Fachrichtungen bekämpft werden, hatte Strittmatter ein ganzes Team von Experten zum Vortrag aufgeboten.
Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die sich unabhängig von ihrem Auslöser verselbstständigt haben und über Wochen und Monate anhalten, oft ohne erkennbare Ursache. Die Folgen sind vielfältig: „Wenn sie ihre Schmerzen ein halbes Jahr mit sich herumtragen, dann geht das zum Beispiel unweigerlich auf die Psyche“ sagt Strittmatter. „Die Depression ist der Bruder des chronischen Schmerzes.“ Oft folgt darauf auch ein sozialer Rückzug. „Daraus wird ein Teufelskreis“, weiß der Neurologe.
Wie aber der Gefahr von Depression und sozialem Rückzug entgegentreten? „Die Patienten lernen bei uns besser mit ihren Schmerzen umzugehen“, berichtet Schmerzpsychotherapeutin Eva-Maria Bolz. „Hierfür gibt es in der Schmerzklinik sowohl Gruppen- als auch Einzeltherapie. Schmerzpatienten dürften sich nicht allein gelassen fühlen, weiß die Psychotherapeutin. Im Rollenspiel mit einem der Zuhörer erklärte sie ganz spielerisch, wie eine solche Schmerzbewältigung aussehen kann.
Case-Managerin Sabine Rauch-Erbel hat in der Schmerzklinik die Aufgabe, Inhalte und Abläufe der Schmerztherapie zu koordinieren, während Heike Adler-Schulz als ausgebildete Pain-Nurse direkte Ansprechpartnerin für die Patienten ist. Eine weitere Säule der Multimodalen Schmerztherapie ist die physikalische Therapie. Therapeut Dirk Kimenai stellte die breiten Möglichkeiten der Schmerzbehandlung vor, von der manuellen Therapie bis hin zur Fangopackung und Hydro-Jet. „Wir wollen den Patienten mit einer individuell auf sie zugeschnittenen Therapie die Angst vor Bewegung nehmen. Denn auch das ist ein Teufelskreis – je weniger Bewegung und Mobilität, desto größer der Schmerz“, so Kimenai.
Viele Fragen aus dem Publikum konnten die Experten beantworten. Die meist gestellte: „Was ist für mich möglich?“. Beispiel: „Mein Arzt sagt: entweder am Schultergelenk operieren oder Sie müssen mit dem Schmerz leben“ so einer der Zuhörer. Strittmatter: „Wir schauen, dass wir Sie in einen Zustand bekommen, in dem Sie ohne große Schmerzen leben können. Und ohne Operation. Gerade bei Arthrosepatienten kann man die Beweglichkeit verbessern und gleichzeitig die Schmerzen lindern. “ Auf der Schmerzstation kann aufgenommen werden, wer länger unter chronischen Schmerzen und dadurch eingeschränkter Lebensqualität leidet.
Foto: SHG/Harald Kiefer