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Die Diagnose kann oft schon im Gespräch gestellt werden

Klinik-Gynäkologin Gabriele Kirch-Thinnes sprach über Harninkontinenz bei Frauen

 

Merzig. Nicht nur ältere Frauen können von Harninkontinenz betroffen sein, das Leiden kommt auch bei Schwangeren und Wöchnerinnen vor. Da kann die große Expertise helfen, die Gynäkologin Gabriele Kirch-Thinnes aus ihrer langjährigen Arbeit in Diagnostik und Therapie im Klinikum Merzig vorzuweisen hat. Nach der Schließung der Geburtshilfe konzentriert sich ihre Abteilung auf die operative Gynäkologie, ausgenommen onkologische Gynäkologie. Dabei hat Kirch-Thinnes sich auf die Beckenbodenchirurgie zur Behandlung von Senkungsproblemen und Inkontinenz spezialisiert. Wie zu helfen ist und welche Möglichkeiten es im Einzelfall gibt, darüber sprach Kirch-Thinnes anlässlich der Vortragsreihe für Patienten und Interessierte im voll besetzten neuen Personalcasino des Klinikums.

Bei Frauen gibt es zwei Hauptursachen für eine Harninkontinenz: Die Stress- oder Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz. Oft kann die Diagnose schon im Gespräch gestellt werden und wird durch eine einfache Ultraschalluntersuchung bestätigt, erläutert die Fachärztin. Bei der Belastungsinkontinenz tritt Urin bei Husten, Niesen oder körperlicher Anstrengung aus. Diese Form ist die häufigste und lässt sich auch relativ gut behandeln. Betroffen ist dabei der Halteapparat der Harnröhre. „Das können wir relativ einfach operieren“, erklärt Kirch-Thinnes. „Kleiner Eingriff, große Wirkung.“ Sie setzt dabei meist ein TVT-Band (Tensionfree Vaginal Tape) ein, ein spannungsfreies Vaginalband, das die Harnröhre stützt. Die Erfolge dieser „Bändchen-OP“ sind gut. Wenn ein TVT-Band nicht geeignet ist, kann die Harnröhre auch mit Bulkamid unterspritzt werden.

Die Dranginkontinenz, verursacht durch eine überaktive Blase oder Reizblase, ist schwieriger zu behandeln. Sie äußert sich durch häufiges Wasserlassen, auch nachts. Die klassischerweise dafür eingesetzten Medikamente haben oft Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit. Einspritzungen von Botox in die Blase oder sakrale Neurostimulation können helfen, die Überaktivität zu reduzieren.

Vor einer Operation oder der medikamentösen Therapie der Reizblase steht immer eine konservative Therapie. Beckenbodengymnastik ist dabei besonders wichtig und wird von der Gynäkologin jeder Frau empfohlen. Nach der Menopause sollten sie alle eine Östrogencreme im Intimbereich verwenden, nicht zuletzt, um ein physiologisches Scheidenmilieu zu erhalten und Infektionen vorzubeugen. Diese Creme kann auch Harninkontinenz lindern. „Sie brauchen bei der Anwendung einer solchen Östrogencreme keine Angst vor Brustkrebs zu haben. Durch die lokale Anwendung entsteht kein Wirkstoffspiegel in der Höhe, dass Nebenwirkungen entstehen können“, so die Gynäkologin. Zusätzlich können Elektrostimulation und Biofeedback eingesetzt werden. „Autogenes Training oder andere Formen der Entspannung können die Therapie der Drangblase positiv unterstützen“, betonte Kirch-Thinnes.

Gabriele Kirch-Thinnes bei ihrem Vortrag im vollbesetzten Personalcasino des Klinikums.