Merzig. Dem Klinikum Merzig gemeinsam eine Brücke in die Zukunft bauen – die Bereitschaft hierzu haben alle Verantwortlichen für die Gesundheitsversorgung im Landkreis Merzig-Wadern beim Standortjubiläum des Klinikums Merzig unterstrichen. „Dieser Standort ist wichtig für die Gesundheitsversorgung der Menschen in der Region. Deshalb müssen wir für das Klinikum eine tragfähige Übergangslösung finden, bis die neue Gesundheitsreform greift“, sagte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger in ihrer Festansprache.
Bekanntlich hat sich das stark defizitäre Klinikum in ein Schutzschirmverfahren begeben, in dem das Haus bei laufendem Betrieb durch eine umfassende Sanierung wirtschaftlich langfristig stabilisiert werden soll. „Dieser Prozess läuft und es ist jetzt eine Gemeinschaftsaufgabe von Land, Landkreis und SHG, eine neue Ordnung zu finden, die zukunftsfähig ist“, so Rehlinger. Das Land müsse in dieser Situation womöglich auch über seinen sonst üblichen Kofinanzierungsanteil hinausgehen, da ja auch noch ein Ersatzneubau anstehe, so die Regierungschefin. Derzeit sorgten alle dafür, „dass das Boot weiterhin fährt und die Menschen in der Region auch weiterhin Vertrauen in eine gute Gesundheitsversorgung ihres Klinikums haben können“.
Die SHG stehe zu ihrem Klinikum, betonte Aufsichtsratsvorsitzender Peter Gillo. Das zeige man auch jetzt, indem die SHG hier eine Million Euro in die Neuanschaffung eines Computertomografen investiert. Das Schutzschirmverfahren biete die Chance „die richtige Struktur für die Zukunft zu finden“. Hierzu sei man mit erfahrenen Beratern unterwegs.
„Der Landkreis Merzig-Wadern war und ist für das Klinikum immer ein Halt. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine gute Lösung für diesen Standort finden“, erklärte Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich. Der Landkreis wolle bei der Brückenfinanzierung helfen. Die wirtschaftlichen Probleme des Klinikums seien durch externe Entwicklungen verursacht.
„Dieses Klinikum ist wichtig für Merzig“, betonte Bürgermeister Marcus Hoffeld, der den Beschäftigten ausdrücklich für ihr Engagement dankte. Der Stadtrat werde sich mit der Frage befassen, wie man helfen könne. Alle müssten zusammenstehen und einen Zukunftspakt für das Klinikum schmieden.
Eine Jubiläumsfeier trotz Schutzschirmverfahren? Gerade jetzt sei es besonders wichtig, den Menschen in der Region die Leistungsfähigkeit zu zeigen und deutlich zu sagen: „Wir sind und bleiben für Sie da“, betonte SHG-Geschäftsführer Bernd Mege bei der Begrüßung der Gäste im Festzelt. Gekommen waren neben der Ministerpräsidentin darunter auch Gesundheitsminister Magnus Jung, die MDLs Martina Holzner und Stefan Thielen, Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld und die Verwaltungschefs von Mettlach und Perl, Daniel Kiefer und Ralf Uhlenbruch, Waderns Beigeordneter Jürgen Kreuder und Bernd Schröder, Sprecher der Initiative Nordsaarlandklinik. Mege untermauerte die Bedeutung des Klinikums für die Region mit Zahlen: Von den rund 11 000 Patienten, die das Klinikum jährlich aufnimmt, sind 6500 Notfallpatienten. Alle träfen im Klinikum auf ein hochmotiviertes Team, das zusammenhalte und anpacke. Diese Bereitschaft erhoffe er sich auch im jetzigen Change-Prozess, so Mege.
Vor 25 Jahren wurde der erste Patient im Neubau des Klinikums in der Triererstraße behandelt und so die Inbetriebnahme gefeiert – „ein besonderer Teil unserer Geschichte“, sagte Verwaltungsdirektor Michael Zimmer. Mit den Neubauaktivitäten der 90er Jahre kam es zur örtlichen Konzentration der medizinischen Leistungen des Landeskrankenhauses und der SHG-Kliniken Merzig am heutigen Standort.
Nach wie vor ist das Klinikum eng mit der Bevölkerung verbunden und zeigt wie wichtig ein Krankenhaus und auch sein Standort für die Region und die Stadt ist. Zimmer: „Es schafft Versorgungssicherheit, bildet aus, zieht Fachkräfte an und schafft somit Arbeitsplätze, sorgt für Vernetzung im Gesundheitsbereich und bildet so auch wesentlich Identität für die Region und den Landkreis“. Und nicht nur das. In den vergangenen 25 Jahren ist sehr viel am Standort in der Triererstraße passiert, so etwa auch die Ansiedlung von Gesundheitsdienstleistern rund um den Kern des Klinikums als integrativer Bestandteil des Gesundheitscampus Merzig.
Am Klinikum sind zurzeit 141 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, die bereits 25 Jahre oder länger da sind. Stellvertretend für den großen Kreis wurden Mitarbeiter geehrt, die im Jahr des Umzugs von der Torstraße in die Triererstraße 1998 ihre Tätigkeit im Klinikum aufgenommen haben, darunter auch viele, die vom damaligen Landeskrankenhaus mit den Abteilungen Psychiatrie und Neurologie ins SHG-Klinikum wechselten. Ministerpräsidentin Rehlinger, Betriebsratsvorsitzender Michael Schmidt, SHG-Geschäftsführer Mege und Verwaltungsdirektor Zimmer überreichten Urkunden an Haddou Arrache, Jadwiga Gluch, Andreas Fixemer, Heike Adler-Schulz, Florian Collmann, Gaby Leick, Tatjana Neustadt, Sabine Erbel-Rauch, Margret Selzer-Würth, Alexandra Wegehaupt und Professor Dr. Matthias Strittmatter.
Für die Besucher des Festtags, darunter viele Familien mit Kindern, gab es ein buntes Programm mit zahlreichen Attraktionen: vielfältige Präsentationen von Fachdisziplinen und Hilfsorganisationen, kostenlose Gesundheitschecks, ein Kinderprogramm sowie Essen und Trinken zu familiären Preisen. Im Klinikfoyer stellten sich die Fachabteilungen vor und zeigen ihr Leistungsspektrum. Für die Beantwortung von Fragen standen zahlreiche Mitarbeiter aus Ärzteschaft, Pflege und Therapie bereit. Daneben gab es Info-Stände des Klinikfördervereins und der Partner im Gesundheitscampus.
Im Foyer der Psychiatrie informierte eine Fotoausstellung über „Umbau, Neubau und Zusammenführung von Landeskrankenhaus und Kreiskrankenhaus“. Auf dem Gelände rund ums Klinikum zeigten Hilfsorganisationen des Landkreises Ausschnitte aus ihrem Leistungsspektrum; mit Fahrzeugschau von Feuerwehr, THW, DRK und Polizei. Musikalisch umrahmt wurde der Tag vom Jagdhornbläsercorps Mittleres Primstal und dem Musikverein Hubertus Weiten. Für die Überraschung des Tages sorgte die freudige Nachricht aus der Geburtshilfe, dass am Nachmittag mit der kleinen Mavie eine neue Erdenbürgerin das Licht der Welt erblickt hatte.
Fotos: SHG/Harald Kiefer