Merzig. 25.000 Tode gehen jedes Jahr auf das Konto von Darmkrebs. Siebenmal mehr als es Tote im Straßenverkehr gibt. Mit diesem drastischen Vergleich startete Zuhair Ataya, Chefarzt der Gastroenterologie im SHG-Klinikum Merzig, seinen Vortrag im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von Klinikum und CEB. „Darmkrebs, bei mir nicht!“ so provozierende Titel seines Vortrags.
Darmkrebs ist bei Frauen die zweithäufigste Krebsart, bei Männern die dritthäufigste. Das Erkrankungsrisiko liegt hoch. Bei Männern erkrankt einer von 19, bei Frauen eine von 15. Der Darmkrebs sei ein lautloser Killer. Das Gute daran sei allerdings, dass er extrem langsam entstehe. „Es dauert fast ein Jahrzehnt bis sich Darmkrebs entwickelt“, so Ataya. Das tut er dann allerdings unmerklich. Und wenn Darmkrebs Beschwerden verursacht, ist es in der Regel zu spät.
Deshalb sei die Früherkennung so wichtig. Und die ist einfach, unkompliziert und es gibt sie auf Kosten der Krankenkasse. Seit 2002 sind alle Männer ab 50 und alle Frauen ab 55 berechtig zu einer Darmspiegelung. Eine Darmspiegelung ist nicht nur zuverlässiger als ein Stuhltest, sondern alle Krebsvorstufen können während der Untersuchung sofort entfernt werden.
Ist der Befund unauffällig, sollte die Darmspiegelung nach zehn Jahren wiederholt werden. Andere Empfehlungen gelten allerdings bei familiärer Belastung. Ist ein direkter Verwandter, also ein Eltern- oder Großelternteil an Darmkrebs erkrankt, sollte diese Vorsorgeuntersuchung zehn Jahre vor dem Alter gemacht werden, in dem der Krebs bei dem Verwandten entdeckt wurde, und in kürzeren Abständen wiederholt werden.
Leider, so Ataya, nehme nur jeder Fünfte in Deutschland dieses Angebot in Anspruch. Dabei hat die Auswertung der ersten zehn Jahre des Vorsorgeprogramms beeindruckende Zahlen ergeben: 180 000 Darmkrebserkrankungen konnten verhindert werden, indem Krebsvorstufen entfernt wurden. 41 000-mal wurde ein Krebs in einem Stadium erkannt, in dem er noch gut behandelbar und heilbar war. Immunologische Bluttest seien leider nicht immer zuverlässig beim Nachweis von Blutungen.
Auch wenn viele Menschen Angst davor haben, eine Darmspiegelung sei ein kleiner und relativ ungefährlicher Eingriff. Der wird im Dämmerschlaf vorgenommen. „Das Unangenehmste daran ist die Reinigung des Darmes, die sie vornehmen müssen“, so Ataya.
Das Interesse der Zuhörer, die den Vortrag in den Räumen der CEB-Akademie in Hilbringen verfolgten, war groß, und im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, in der Ataya alle Fragen zufriedenstellend beantwortete.
Am Donnerstag, 11. Mai, 18 Uhr, spricht Gabriele Kirch-Tinnes, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in der CEB-Akademie über „Harninkontinenz und Beckenbodensenkung der Frau“.
Foto: SHG/Harald Kiefer