Merzig. Zwei Chefärzte, ein Thema: Über die Diagnostik und die Therapie von Erkrankungen der Gallenblase und Gallensteinleiden informierten Zuhair Wolf Dietrich Ataya (Innere) und Prof. Dr. Guy Sinner (Allgemein- und Viszeralchirurgie) im Rahmen der öffentlichen Vorträge im Klinikum Merzig. Ataya sprach über die gastroenterologischen Möglichkeiten, während Sinner die chirurgische Therapie erläuterte. Gemeinsam leiten die beiden Fachärzte das Viszeralmedizinische Zentrum des Klinikums. Hier wird interdisziplinär zusammengearbeitet, um die optimale Versorgung der Patienten sicherzustellen.
Was ist Gallenflüssigkeit, wie entstehen Gallensteine, und welche Funktion hat die Gallenblase? Ataya erklärt Herkunft und Zusammenhänge. Die Gallenflüssigkeit, die in der Leber produziert wird, dient der Fettverdauung. Ein Mensch produziert täglich bis zu einem Liter davon. Die Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase gespeichert, bis sie im Darm benötigt wird. Unter ungünstigen Umständen können sich aus ihr Steine bilden, oft aufgrund genetischer Faktoren oder zu viel Cholesterin (HDL). „Ein niedriger HDL-Wert erhöht das Risiko für Gallensteine“, erläutert Ataya. Frauen seien häufiger betroffen als Männer. Oft blieben Gallensteine aber unbemerkt bis ins hohe Alter und verursachten keine Probleme.
„Manchmal aber geht ein solcher Stein auf die Reise“, so Ataya weiter. Wenn er dann den Abfluss der Gallenflüssigkeit behindert, kann eine Kolik mit starken Schmerzen entstehen. Diese Schmerzen können nach einigen Stunden nachlassen, kehren aber häufig wieder. Die Diagnose erfolgt meist mittels Ultraschalls. Verstopft ein Gallenstein den Gallengang, ist der Facharzt gefordert. Er entfernt den Stein endoskopisch durch den Darm, ein Verfahren, das ERCP genannt wird. Ataya zeigte diesen Eingriff in einem Video.
Oft ist aber die gesamte Gallenblase mit Steinen gefüllt. Dann haben die Patienten Schmerzen im rechten Oberbauch. „Solche Schmerzen sind recht typisch für Gallensteine“, erklärte Guy Sinner. Oft kommen diese Beschwerden von einer Entzündung der Gallenblase, Wenn die Schmerzen immer wiederkehren oder gar dauerhaft bestehen, muss die Gallenblase entfernt werden. Auch dieser Eingriff erfolgt in der Regel per Endoskop. Fast alle Gallenblasenentfernungen können heute auf diese Weise durchgeführt werden. Dazu hat auch Sinner ein Video mitgebracht. Das Zertrümmern der Steine habe sich nicht bewährt, denn „dann haben sie Steinfragmente in der Gallenblase.“ Und diese wiederum verhinderten, dass die Entzündung abklingen kann.
Viele Menschen merken im Nachhinein gar nicht, dass ihnen die Gallenblase entfernt wurde, weiß Sinner. „Die Gallenblase ist ja nur ein Speicherorgan. Wenn dieses nicht mehr vorhanden ist, dann tröpfelt die Galle direkt in den Darm.“ Eine entzündete Gallenblase, die mit Steinen gefüllt sei, könne die Gallenflüssigkeit ohnehin nicht mehr speichern. Grundsätzlich, so die beiden Fachärzte, sollte das Vorgehen bei jedem Patienten zwischen dem Gastroenterologen und dem Chirurgen individuell abgestimmt werden, und jeder der beiden müsse um die Möglichkeiten des anderen wissen.