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Was die Erkrankung ausmacht und wie man mit ihr umgeht

Psychiatrie-Chefärztin Dr. Jennifer Kennel sprach über Demenz und Delir

Merzig. Die Demenz ist ein hochaktuelles Thema. „Die Bevölkerung wird immer älter, daher treten auch mehr Demenzerkrankungen auf“, sagt Psychiatrie-Chefärztin Dr. Jennifer Kennel. Rund 1,8 Mio. Menschen in Deutschland sind derzeit an Demenz erkrankt, und die Zahl steigt weiter. Was die Erkrankung ausmacht und wie man damit umgeht, darüber sprach die Fachärztin in ihrem Vortrag „Demenz und Delir“ von interessierten Zuhörern im Klinikum Merzig. 

Definiert wird die Demenz als ein den Menschen im Alltag beeinträchtigender Abbau geistiger Fähigkeiten. Über die Hälfte der Patienten leidet an Alzheimer-Demenz, etwa 15 Prozent an vaskulärer Demenz und zehn Prozent an Mischformen. Bei einer Demenz vom Alzheimer-Typ lagern sich bestimmte Eiweiß-Plaques, sogenannte Amyloid-Plaques, zwischen den Nervenzellen ab, außerdem führt eine Veränderung eines bestimmten Proteins, des sogenannten Tau-Proteins, dazu, dass der Nährstofftransport in den Nervenzellen gestört und die Zellstabilität beeinträchtigt wird. Im Rahmen der organischen Abklärung und Diagnostik werden Laborwerte untersucht sowie EKG, neuropsychologische Tests, MRT oder CT und Liquordiagnostik durchgeführt.

Eine Alzheimer-Demenz beginne schleichend, erklärt Jennifer Kennel. Typisch ist neben der Vergesslichkeit auch eine Abneigung gegen Neues. Oft wird sie auch erst erkannt, wenn sich der Betroffene aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzieht. „Beides sollte ein Alarmsignal für Angehörige sein“, mahnt die Fachärztin. Heilbar sei die Alzheimer-Demenz nicht, möglich sei es jedoch, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Bei leicht bis mittelgradiger Demenz haben sich Cholinesterase-Hemmer, bei fortgeschrittener Demenz Memantin bewährt.

Kürzlich hat sich die Europäische Arzneimittelzulassungsbehörde EMA für die Zulassung von Lecanemab ausgesprochen. Kennel schätzt jedoch, dass es nur für bestimmte Patientengruppen im Frühstadium zugelassen wird. Lecanemab könne geschädigte Strukturen nicht wiederherstellen, sondern nur das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Eine Demenz vom vaskulären Typ tritt in der Regel abrupt oder sich stufenweise verschlechternd auf. Ursachen sind oft Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes oder erhöhte Blutfette. Die Therapie zielt darauf ab, die Ursachen zu behandeln und Risikofaktoren zu minimieren.

Im Gegensatz zur Demenz treten Delire - vorübergehende Zustände von Verwirrtheit – beispielsweise nach körperlichen Eingriffen auf und sind eine Funktionsstörung des Gehirns. Sie können Patienten vorübergehend nach einer OP betreffen. Risiko-Faktoren sind Vorerkrankungen, Seh- und Hörbeeinträchtigungen, Alkohol- und Opiatabhängigkeit sowie vorbestehende Demenz. Angehörige können helfen, das Risiko eines  Delirs zu reduzieren. „Informieren Sie den behandelnden Arzt über eine bestehende Demenz oder Abhängigkeit und über eventuelle Verhaltensänderungen“, rät Kennel.

Und was kann man selbst tun, um sein Gehirn möglichst lange fit zu halten? „Eine gesunde Ernährung, am besten Mittelmeerkost, körperliche Bewegung, lebenslanges Lernen und soziale Aktivitäten“, empfiehlt die Chefärztin, die im Laufe ihres Vortrags auch viele Fragen der Zuhörer beantwortete.

Dr. Jennifer Kennel bei ihrem Vortrag.