Wir informieren

/ Saarland Heilstätten / Klinikum Merzig

Operiert wird erst dann, wenn sonst nichts mehr geht

Klinik-Orthopäde Johannes Ascher sprach über Möglichkeiten und Grenzen der Kniechirurgie

Merzig. Im Neuen Personalcasino des Klinikums Merzig war fast kein Platz mehr frei als Johannes Ascher, leitender Arzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin, im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe über die Möglichkeiten und Grenzen der rekonstruktiven Kniechirurgie und Versorgung bei Arthrose bis hin zum Gelenkersatz referierte. Seit fast 20 Jahren behandeln die Orthopäden des Klinikums erfolgreich Knieverletzungen und Verschleißerscheinungen.

Vom kleinen Knorpelschaden bis hin zur Gonarthrose, dem meist schmerzhaften Gelenkverschleiß, gibt es viele Formen, wie ein Kniegelenk beschädigt werden kann. „Viele Menschen wissen nicht, dass das Knie kein reines Scharniergelenk, sondern ein Drehgelenk ist“, startete Ascher in seinen Vortrag. Er veranschaulichte, was im Gelenk passiert, wenn das Knie gebeugt wird, und zeigte das Fortschreiten eines Knorpelschadens bis hin zur Arthrose.

Operiert wird meist erst dann, wenn nichts mehr geht. Zuvor wird alles versucht, den Patienten auf dem Weg der konservativen Therapie mit Physiotherapie, Einlagen, Bandagen und propriozeptivem Training zu helfen. Viele Arthrosen entstehen durch falsche Belastung infolge von Achsfehlstellungen der Beine. Eine OP erwägen die Orthopäden aber erst dann, wenn die konservative Behandlung nicht mehr hilft und der Alltag des Patienten zur Qual wird. Die operativen Möglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen von minimalinvasiven Eingriffen bei kleinen Knorpelschäden bis hin zum kompletten Gelenkersatz. Oberstes Ziel: „Wir wollen erreichen, dass die Patienten möglichst schnell ihr normales Leben wieder aufnehmen können“, betont Ascher.

Weil die Plätze für eine stationäre oder ambulante Reha nach der OP knapp sind, haben sich die Klinikorthopäden etwas ausgedacht: InaP, die individuelle ambulante Physiotherapie, bei der die Patienten direkt nach der Entlassung zwei Monate lang zwei- bis dreimal die Woche intensiv von den Physiotherapeuten des Klinikums behandelt werden. Die Ärzte, die sie dabei begleiten, und die Physiotherapeuten tauschen sich intensiv aus. „Diese Art der individuellen ambulanten Betreuung hat sich als sehr effektiv erwiesen“, freut sich Ascher.

Auch die Art des Eingriffs wird individuell angepasst. Beim Gelenkersatz haben die Orthopäden verschiedene Möglichkeiten etwa bei der Wahl der Prothesen. Welche davon zum Einsatz kommt, hängt vom Zustand des Knorpels und des umgebenden Bandapparates ab. Wann die OP erforderlich wird, liegt im Ermessen der Patienten. „Sie müssen entscheiden, wann Sie ein neues Knie brauchen, nämlich dann, wenn Sie Schmerzen und Probleme im Alltag haben“, erklärt Ascher. „Massive Schäden, die im Röntgenbild zu sehen sind, bedeuten aber nicht zwingend, dass ein Gelenk ersetzt werden muss. Es gibt Patienten, die trotz sichtbarer Schäden gut zurechtkommen.“ Moderne Knieprothesen seien im Übrigen verschleißfrei und müssten nur dann gewechselt werden, wenn sie sich im Laufe der Zeit lockern.  

Johannes Ascher bei seinem Vortrag mit verschiedenen Kniegelenkprothesen.