Merzig. Kann man sich vor dem plötzlichen Herzstillstand schützen? Über Ursachen von Herzproblemen und wie man damit umgeht, sprach der Kardiologe Dr. Franz-Theo Nohr, Chefarzt der Inneren Medizin im SHG-Klinikum Merzig, anlässlich der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung im Alten Casino seines Krankenhauses.
Der plötzliche Herztod ist eine häufige Todesursache der westlichen Welt. Er trifft nicht nur Ältere, sondern auch jüngere und fitte Menschen. In Deutschland sterben so jährlich etwa 65.000 aus scheinbar völliger Gesundheit heraus. Dem plötzlichen Herztod liegt kein einheitliches Krankheitsbild zu Grunde, machte Nohr in seinem Vortrag deutlich. Verschiedene Ursachen können zum Kammerflimmern und damit letztendlich zum Herzstillstand führen.
Bei Menschen unter 40 sind häufig angeborene Herzmuskelerkrankungen die Ursache für einen solchen Herzstillstand. Dieser kann aber auch die Folge einer Herzmuskelentzündung sein, zum Beispiel nach einer Virusinfektion. Daher rät der Kardiologe: „Wenn sie nach einer überstandenen Virusinfektion - und ich denke da jetzt auch an Covid - noch nicht so recht belastbar sind und unter Atemnot leiden, gehen sie es langsam an und schonen sie sich.“
Schonen bedeute in diesem Fall aber nicht, gar nichts zu tun, sondern das Maß an Bewegung an die körperlichen Fähigkeiten anzupassen. „Oft bemerkt man eine Herzmuskelentzündung gar nicht, bis die ersten Symptome auftreten. Wer nach einer überstandenen Virusinfektion nicht richtig in die Gänge kommt, der sollte seine Herzleistung beim Arzt überprüfen lassen“, empfiehlt Nohr. Auch wer Verwandte ersten Grades hat, die in jungen Jahren einem plötzlichen Herztod erlegen sind, sollte eine mögliche erbliche Belastung abklären lassen.
Bei Älteren gilt eine koronare Herzerkrankung (KHK) als häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod. Sie kann sich über Jahre hinweg völlig unbemerkt entwickeln. Aber, so eine Frage aus dem Publikum: „Was merkt man denn dann überhaupt?“ Anzeichen können laut Nohr kurze Anfälle von Bewusstlosigkeit sein, sogenannte Synkopen. Des Weiteren Luftnot bei körperlicher Anstrengung, Brustschmerzen, Herzrasen mit Einschränkung der Belastbarkeit und hartnäckiges Herzstolpern. Wer unter diesen Symptomen leidet, sollte auf jeden Fall seinen Arzt aufsuchen“, rät der Kardiologe.
Einer KHK könne man mit einem gesunden Lebensstil vorbeugen: Normalgewicht halten, angepasste Bewegung, gesunde Ernährung nach den Prinzipien der Mittelmeerdiät, Stress limitieren, wenig Alkohol und nicht rauchen. Und natürlich auf Risikofaktoren wie hohen Blutdruck, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte achten. Angepasste Bewegung bedeute aber auch sich nicht zu überlasten. „Es sollte ruhig anstrengend sein, aber man sollte sich dabei auch noch unterhalten können“ so Nohr dazu, wie jeder sein eigenes Maß finden kann.
Was tun, wenn man jemanden bewusstlos vorfindet? Zuerst den Notarzt rufen und dann sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen wie einer Herzdruckmassage und einer Beatmung beginnen. „Falls ein Defibrillator in der Nähe ist, sollten sie ihn einsetzen. Diese Geräte erkennen, was getan werden muss und sie sagen ihnen auch, auf welchen Knopf sie drücken müssen. Man kann eigentlich nichts falsch machen“, weiß der Kardiologe. Immer ratsam: Ein Erste-Hilfe-Kurs, wie er von fast allen Rettungsorganisationen angeboten wird.
Foto: SHG/Harald Kiefer