Idar-Oberstein. Seit dem 1. Januar 2024 haben die Bereitschaftsärztlichen Praxen der Kassenärztlichen Vereinigung ihre Öffnungszeiten deutlich reduziert. Damit einhergehend verzeichnet die Zentrale Notaufnahme des Klinikum Idar-Oberstein seit Jahresbeginn einen Anstieg der Fallzahlen in der Zentralen Notaufnahme, insbesondere in den Zeiten, in denen die Bereitschaftspraxen neuerdings geschlossen haben.
Die Lage in den der Zentralen Notaufnahme ist ohnehin bereits angespannt, so der Ärztliche Direktor Dr. med. Ulrich. Frey. „Seit 2021 haben sich in der Zentralen Notaufnahme die Fallzahlen knapp verdoppelt. Sowohl personell, als auch räumlich stoßen wir schon bisher an unsere Grenzen. Die hinzugekommenen Patienten, die vorher die KV Bereitschaftspraxis anliefen, verschärfen die Situation nun nochmals. Unser ärztliches und pflegerisches Team in der ZNA will sich um jeden bestmöglich kümmern und arbeitet mit voller Kraft daran, dass jeder eine adäquate Versorgung erhält. Die zusätzlichen Patienten, die vorher in der Bereitschaftspraxis der KV anfielen nun einfach an die Zentrale Notaufnahme zu verweisen kann und darf einfach nicht die Lösung sein. Wir als Krankenhaus können keine Aufgaben übernehmen, die zum Hausarzt gehören – dafür haben wir weder Kapazitäten, noch im Falle von Krankschreibungen oder Rezepten die gesetzlichen Grundlagen, um handeln zu dürfen.“
Auch der Leiter der Zentralen Notaufnahme Ricardo Gomez-Nava erlebt täglich, dass die Zentrale Notaufnahme als Ersatz für den Haus- oder Facharzt genutzt wird: „Wie der Name Zentrale NOT-Aufnahme schon sagt, sind wir prinzipiell für Notfälle da. Leider ist es definitorisch und gesetzlich in Deutschland nicht geregelt, was wirklich ein Notfall ist. Wir stehen prinzipiell jedem offen – jeder der meint er sei ein Notfall kann und darf zu uns kommen. Ob das immer sinnvoll ist, ist die andere Sache. Wir versorgen die Patienten aus guten Gründen nicht der Reihenfolge nach, sondern anhand der medizinischen Notwendigkeit, die in einer Ersteinschätzung durch speziell ausgebildetes Pflegepersonal festgestellt wird. Daher kann es sein, dass Patienten mit Symptomen, die nicht akut lebensbedrohlich sind mit langen Wartezeiten rechnen müssen.“ Ricardo Gomez-Nava stellt klar, dass die Zentrale Notaufnahme kein Ersatz für den Haus- oder Facharzt ist. Viele Patientinnen und Patienten, die die Zentrale Notaufnahme aufsuchen seien verärgert oder enttäuscht, dass man keine Krankschreibungen und keine Rezepte ausstellen könne. „Das ist keine Frage ob wir das nicht wollen – wir dürfen es nicht“ unterstreicht der Leiter der Zentralen Notaufnahme.
Verwaltungsdirektor Hendrik Weinz kann die Verzweiflung der Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen: „Viele Leute wissen nicht wo sie mit ihren gesundheitlichen Problemen hin sollen. Monatelange Wartezeiten bei Fachärzten, überlastete Hausärzte, die keine Patienten mehr annehmen – die Lage ist schwierig. Mit den Bereitschaftspraxen fällt nun auch noch ein Angebot teilweise weg, welches für viele Patienten wichtig war. Wir erleben nun eine Art Umverteilung der Patienten. Immer mehr wird unsere Zentrale Notaufnahme durch steigende Fallzahlen gefordert. Unser Team muss den Aufgaben ordnungsgemäß nachgehen können, die es originär hat – nämlich die Versorgung von Notfällen. Wir können aus unserer Position heraus allerdings nichts machen – wir müssen jeden Patienten annehmen und behandeln, auch wenn wir ehrlicherweise manchen sagen müssten, dass ihr Anliegen in der Zentralen Notaufnahme nicht richtig platziert ist. Uns bleibt nichts anderes übrig als an die Vernunft der Bürger zu appellieren: Ist mein Anliegen derart dringend, dass ich es als Notfall einstufen würde?“
Es ist eine dringende Lösung in der aktuellen Situation gefordert. Die Verantwortlichen am Klinikum Idar-Oberstein fordern von den zuständigen Stellen in der Politik und bei der KV eine adäquate Lösung für die Problematik, denn die Situation ist weder für die Patienten, für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen, noch für die Kliniken mit ihren Zentralen Notaufnahmen befriedigend.