Idar-Oberstein. Im Klinikum Idar-Oberstein fand in der Medizinischen Klinik II, Kardiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin, gestern erstmals die Implantation des kleinsten Herzschrittmachers der Welt statt. Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Natig Gassanov und Oberarzt Mirza Mutallimov führten den Eingriff erfolgreich durch. Jedes Jahr wird ca. 80.000 Menschen in Deutschland ein Herzschrittmacher implantiert. Diese Therapieform ist fest etabliert bei der Behandlung von Bradykardien, also einem zu langsamen Herzschlag.
In der Regel handelt es dabei um Systeme mit den Elektroden, die von außen ins Herz eingeführt werden. Die Herzspezialisten am Klinikum Idar-Oberstein haben nun erstmalig einen kabellosen Herzschrittmacher, auch Kardiokapsel genannt, direkt ins Herz implantiert. Die Implantation erfolgt minimalinvasiv mittels Katheter über die Leistenvene und ist im Vergleich zu einem konventionellen Schrittmacher viel schonender. Zudem entfällt ein sonst erforderlicher chirurgischer Eingriff mit Präparation einer „Tasche“ oder eine Operationsnarbe. Der Schrittmacher ist für Patienten nicht spürbar. Darüber hinaus bedeutet der Einsatz des Mini-Schrittmachers ein deutlich reduziertes Infektionsrisiko für ein meist vulnerables und schwer erkranktes Patientenkollektiv. So ist der Eingriff vorrangig für Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko oder schwierigen Gefäßverhältnissen im Brustbereich geeignet.
Im Herzen gibt das 2 Gramm wiegende Gerät elektrische Impulse ab. Die Batterielaufzeit wird auf 10 Jahre geschätzt. „Die Kardiokapsel ist ein wesentlicher Fortschritt in der Versorgung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Jetzt ist diese modernste Technologie, die bisher nur in sehr wenigen Kliniken in Deutschland eingesetzt wird, auch für die Patienten unserer Region verfügbar“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. Natig Gassanov, Chefarzt der Kardiologie. „Der Mini-Schrittmacher ist darüber hinaus für MRT-Untersuchungen aller Körperregionen zugelassen, was mit herkömmlichen Schrittmachern oft nicht möglich ist“, fügt er hinzu. Der erste vom spezialisierten Kardiologenteam erfolgreich durchgeführte Eingriff bei einem 86- jährigen Patienten dauerte weniger als 45 Minuten. Mit diesem innovativen Verfahren beschreitet das Klinikum den Weg in Richtung Zukunft, der mit Inbetriebnahme einer biplanaren Angiographieanlage in den kommenden Monaten fortgesetzt werden soll.
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Patienten der Region profitieren von neuer Technologie